"Aufbruch in Unbekannte" - ein Reisebuch von Davia Franz

Malaysia

Malaysia: Borneo - Das Tropische Wunderland

Nur wenige Regionen dieser Welt haben die Fantasie der Reisenden in solchen Maßen angeregt wie Borneo, die als drittgrößte Insel der Welt und als Land der Kopfgeldjäger bekannt wurde. Die Küsten und Inseln Nord- Borneos waren einst als berüchtigte Schlupfwinkel von Piraten bekannt und bei allen Seefahrern gefürchtet.
Borneo besteht im Norden, wo sich der Bundesstaat Sabah befindet, zum größten Teil aus dichtem Regenwald, durchzogen von zahlreichen Flüssen und nur wenigen Straßen. Für einen abenteuerlustigen Reisenden, der nach dem ursprünglichen Dschungel und einer faszinierenden Natur sucht, ist Borneo das ideale Reiseziel.

Sabah - „ Das Land unter dem Wind“. Das Land, in dem die Natur die uneingeschränkte Herrscherin ist. Auf dem Weg von der Hauptstadt Sabahs fahren wir mit der einzigen Zugverbindung dorthin, von wo aus wir den Mount Kinabalu, den höchsten Gipfel Südostasiens erklimmen. Dort finden wir die Fleisch fressenden Kannenpflanzen. Wir baden in den heißen Quellen, der ehemaligen japanischen Besatzungstruppen, besuchen das zweite Orang Utan Reservat und finden die einzigartigen Nasenaffen, die nur auf abgeschiedenen Dschungelflüssen zu entdecken sind. Von Semporna aus, fahren wir auf eine unbewohnte Insel im südchinesischen Meer und landen danach in der „Stadt am Ende der Welt“. Zuletzt statten wir der Hauptstadt Malaysias, Kuala Lumpur einen Besuch ab.

„Es geht zunächst über Baumwurzelstufen den acht Kilometer langen und 2.300 Höhenmetern hohen Trail zum Laban Rata hinauf. Unser Kreislauf und unsere Kondition werden erst einmal auf die Probe gestellt. Der Weg nach oben bietet einen Querschnitt durch die verschiedensten Vegetationen. Vom tropischen Regenwald über subalpinen Zwergwald bis zur gratinen Gipfelzone. Der Kinabalu Park zeigt weltweit, aufgrund dieser verschiedenen Vegetationsstufen, die dichteste Konzentration an Pflanzenarten auf. Man schätzt die Zahl auf 4.500, davon 1.500 Orchideenarten undverschiedene Rhododendren.
Mit einem Fassungsvermögen von zwei Litern wächst hier die Kannenpflanze, der wir noch in verschiedenen Größen begegnen werden. Wir steigen weiter durch den Bergregenwald bis auf 1.800 m. Dann folgt die Zone des Nebelwaldes. Wir betreten ein dichtes kühles Reich, in dem dickes Moos von den Bäumen tropft, Kletterbambus und Baumfarne sich zusammendrängen. Mystisch hängen die Riesenfarne an den verkrüppelten Bäumen über und neben uns im Nebel. Wir sind von außen nass und von innen durchgeschwitzt. Mal geht es Stufen hoch, mal müssen wir uns durch schlammige Steinwege hinaufarbeiten. Der Botaniker, der sich unter uns befindet weicht ständig vom Weg ab und sucht nach seltenen Pflanzen, so dass wir fortwährend warten müssen. Nach drei Stunden kommen wir dann auf einer Höhe von 2.100 m in der Layang Hütte an und machen endlich eine Pause. Moosbewachsene Pinien, Baumfarne, wilde Himbeeren, Orchideen und kupferfarbener Rhododendron haben bis hierher unseren Weg begleitet.
Nach der Pause wird der Weg noch anstrengender. Es regnet. Der letzte Kilometer ist der Schwierigste. Die Luft ist schon recht dünn und der Anstieg immer steiler. Nach sechs Stunden erreichen wir unser Ziel.
Das Laban Ratan Guesthouse bei 3.353 m Höhe. Hier beginnt die alpine Zone. Im Hintergrund des Guesthouses ragen massige Granitgipfel in den Himmel. Wir setzen gerade unseren Fuß in das Haus, da fängt der Regen so richtig an. Über den Felsen entstehen flutartig, riesige Wasserfälle. Nachdem der Regen aufgehört hat, werden wir mit einem wunderschönen Sonnenuntergang entschädigt. Über und auch unter uns hängen die Wolken in leuchtendem Orange. Die Sicht ist gigantisch. Erschöpft und voller Erwartung auf den nächsten Morgen fallen wir ins Bett.“

„Wir erkunden mit dem Boot die Kanäle und sind natürlich auf der Suche nach den Nasenaffen. Mit einer großen Machete bewaffnet gehen wir erstmals an Land. Leider müssen wir nur mit riesigen Mückenschwärmen kämpfen, wobei die Machete nicht wirklich hilft. Wir fahren zurück. Nach dem Mittagsschlaf machen wir uns nochmals auf den Weg. Dieses Mal kommt ein Guide, Mette und zwei Engländer mit. Wir fahren jetzt den linken Kanal entlang. Auf einmal kracht es über uns. Äste fliegen durch die Luft. Wir haben gefunden, was wir hier gesucht haben. Ungefähr 20 Nasenaffen springen bis 15 Meter tief über uns in den Baumkronen von einem Baum zum anderen. Die Nasenaffen leben nur in den Tiefland-,Sumpf- und Mangrovenwälder der Insel Borneo. Sie sind Tagtiere und halten sich in größeren Gruppen an Flüssen auf. Es ist ein drolliges Geschöpf. Seine lange gurkenförmige geschwollene Nase, ähnelt der einem sonnenverbrannten Europäer und hat ihm den malaiischen Namen „Kera-Belanda“- Holländeraffe eingebracht. Seine Nase wird mit fortschreitendem Alter immer größer, so dass alte Männchen sie manchmal beim Essen zur Seite schieben müssen, um sich das Futter in den Mund stecken zu können.
Mit seinem Spitzbauch und dem graurotem Fell, sieht das Männchen aus, als trägt es eine Strumpfhose und eine zu klein gewordene Jacke. Der dicke Bauch kommt nicht von ungefähr; Nasenaffen sind Blattesser und Blätter sind nicht gerade eine leicht verdauliche Nahrung. Sie sind auch nicht besonders energiereich, so dass eine große Menge aufgenommen werden muss, um aus der kargen Kost doch noch genügend Energie zu gewinnen. Nasenaffen bewegen sich sehr geschickt in den Bäumen  Sie können sich sowohl mit Hilfe der Hände schwingend fortbewegen, als auch auf allen vieren über die Äste laufen. Diese Fortbewegungsweise bevorzugen sie, wenn sie Flüsse überqueren oder vor Feinden, wie dem Nebelparder, einer mit dem Tiger verwandten Katze, fliehen müssen. Wenn es keine Möglichkeit zur Flucht mehr gibt, lassen sie sich auch aus großer Höhe einfach ins Wasser fallen. Nasenaffen sind hervorragende Schwimmer und Taucher. Dies ist nicht ganz alltäglich, gilt der überwiegende Teil der Affenverwandtschaft doch eher als wasserscheu. Aber der Lebensraum, den die Nasenaffen bewohnen, mit all seinen Wasserläufen im Bereich der Flussmündungen, fordert geradezu ein gutes Schwimmvermögen. Es ist schon dunkel, als wir wieder im Camp ankommen.“


Die Blüte und der Schmetterling

Die Blüte und der Schmetterling

fleischfressende Kannenpflanze

fleischfressende Kannenpflanzen

Insel im Suedchinesischen Meer

Insel im Südchinesischen Meer

Kunak

Kunak

Nashornvogel

Nashornvogel

Onkel Tans Dschungelcamp

Onkel Tans Dschungelcamp

Sonnenzeichen

Sonnenzeichen

Weg zum Mount Kinabalu

Auf dem Weg hoch zum Mount Kinabalu